oder gilt einfach nur: beiss nicht die Hand, die Dich füttert? Denn so heisst es ja im Übertragenen – wobei der Ursprung wohl auf Tiere bezogen sein dürfte.
Dennoch scheint es so zu sein, dass Bindungen an den Menschen maßgeblich geprägt sind durch das Umfeld des Aufwachsens und den Bezug der Mutter zu den Menschen. Während Punky und Cib an uns durch den Tierschutzverein vermittelt worden sind (beide haben zu Heiko und mir, sie kennen uns beide gleichlang und wurden bei einem Menschen im Haus geboren und auch dort geliebt) wohl einen ähnlichen Draht. Quiry, der Sohn der beiden, ist weniger an uns gebunden, sondern mehr an seine Artgenossen – auch bei ihm spüre ich keinen Unterschied zwischen dem Verhalten Heiko oder mir gegenüber (obwohl er bei uns im Haus geboren wurde und so wohl gehütet war, wie es besser kaum möglich ist).
Ganz anders aber bei Mr. Schneeulchen, der im Asyl zur Welt kam und ein halbes Jahr quasi als Streuner lebte bevor wir ihn ins Haus nahmen:
Er scheint eine starke Bindung an mich zu besitzen – hat keine Probleme mit Heiko – aber ist mein Schatten wohin ich auch gehe – ist neben mir wenn ich gegen Mitternacht ins Bett huschen will und ist derjenige der gleich beim Heimkommen dafür sorgt dass er in meine Hand rennt um gestreichelt zu werden. Erschwerend müsste eigentlich noch hinzukommen, dass Mimi ihre Kitten dann doch (als sie sie bei mir abgegeben hatte) loswerden wollte und nichts mehr mit ihnen zu tun haben wollte – was den Kleinen schwer fiel zu verstehen. Auf jede Annäherung wurden sie per Ohrfeige ins Abseits gestellt.
Aber wie heisst es so schön: Allerdings lassen sich Katzen, deren Mütter noch auf Menschen geprägt waren, eher auf Menschen ein. Obwohl sie instinktiv die Überlebenstechnik der wilden Katzen anwenden, haben geduldige Menschen noch die Chance, sie zu domestizieren.
Bei ihm scheint sich – obwohl er nun ja uns beide kennt – im Kopf eine Erinnerung an früher, wo nur ich der Ansprechpartner pardon, Anmaunzpartner, war vorhanden zu sein. In den Wintermonaten war ich beständig im Katzenasyl um die Wärmeflaschen mit heißem Wasser zu füllen, Futter zu verabreichen (welches nur in kleinen Mengen möglich war damit es nicht einfror).
Das für mich eigentlich Erstaunliche ist daran, dass allgemein die Prognose vertreten wird, dass Katzen die erst spät eine Sozialisierung zum Menschen gefunden haben, länger scheu bleiben bzw. schwerer Anschluß finden. Mr. Schneeulchen hat erst sehr spät Anschluss gefunden – er war bald drei Monate alt, als er die ersten Menschen sah – die ersten drei Monate in meiner Nähe ließ er sich von mir nicht anfassen; nur füttern.
Natürlich gilt immer jedes Tier ist anders und es gibt immer eine Ausnahme von der Regel. Aber mir zeigt es dass es mit Geduld und Ausdauer wohl möglich ist ein Tier entgegen aller Erwartungen mit neuen und anderen Impulsen versorgen zu können. Eigentlich müssten unsere, die uns von jeher kennen, die Schmuser sein – dem ist nicht so: das ist Mr. Schneeulchen. Gerade so, als bemühe er sich nicht wieder das zu verlieren, was er gerade hat.
Natürlich ist auch er – wie auch meine Großen – nicht vor Dummheiten gefeit. Aber wenn er eine Misstat begeht und eine heftige Stimme sagt ihm: „Jetzt bin ich sehr enttäuscht von Dir“, dann ist er für die nächsten Stunden verschwunden. Den Rest von der Meute beeindruckt diese Stimme ein vielfaches weniger bzw. kürzer.