by

Lebenserwartung

Eine gängige Berechnungsgrundlage für das Überleben von Streunerkatzen lautet:
– Lebenserwartung einer unkastrierten Streunerkatze: 4 Jahre
– 1 1/2 weibliche Jungtiere pro Wurf, die überleben

Das also ist die Prognose, die Tiere wie Mr. Black und all die anderen die beständig bei mir ein und aus gehen gehabt hätten, würden Sie nicht tierärztlich versorgt werden. Und genau das sind die Gründe, warum ich – sofern mir das aus meinem privaten Geldbeutel möglich ist – eine Kastration nach der anderen durchziehe. Vor allen Dingen aber geht es darum, die Katzenkinder, die diese Streuner mir vertrauensvoll anvertrauen medizinsch mit einer Grundversorgung zu versehen um sie dann „gesund“ in gute Hände geben zu könnnen.

Durch die bei uns vorhandene Futterplatzstelle habe ich leider nicht immer Рaber doch oft Рdie M̦glichkeiten Krankheiten abzufangen oder eben nach Sachlage meines Geldbeutels Hilfe vom Tierarzt durch Medikamente zu erwerben.

Wenn davon ausgegangen wird, dass Katzen im Regelfall ab einem halben Jahr trächtig werden, zwei Würfe zur Welt bringen und davon 3 Jungtiere überleben, so gibt das auf 10 Jahre folgende Überschlagrechnung.

Jahre Katzen
1- 5
2 – 28
3 – 168
4 – 942
5 – 4.577
6 – 23.184
7 – 127.883
8 -710.203
9 – 3.752.560
10 – 16.735.064

Eines dieser Tiere dürfte „Mr. Black“ gewesen sein, der wohl leider nicht mehr lebt und der „Red Devil“ der derzeit in einem sehr maroden Zustand bei mir Futter zu sich nimmt. Mit den Medikamenten das klappt leider nicht so ganz, da er bemerkt wenn Antibiotika im Futter ist und es dann ablehnt. Auch hat er das Problem, von den anderen Tieren abgelehent zu werden.

Beständig steht nun also seit „Mr. Blacks“ Abwesenheit sein ehemaliger Erzrivale bei mir auf der Matte. Da er schlimm verletzt ist jage ich ihn auch nicht weg. Früher war das nicht notwendig, da reichte meine Gegenwart oder mein Lauf in seine Richtung, dass er schneller weg war als der Wind pfeiffen konnte.

Heute nun, scheint er nur noch so schnell zu sein wie eine leichte Briese, nicht nur Mr. Black scheint das Alter berühert zu haben, sondern auch seinen größten Feind, wie es aussieht.

Das, was ich da im Moment beobachte finde ich eine recht traurige Geschichte – aus Sicht eines Menschen, der vieles aus der Katzenwelt nicht weiß oder versteht.

Als ich vor ca. 6 Jahren hier einzog gab es zwei Kater, die sich bekriegt haben: „Mr. Black§, der wie es aussieht nicht mehr am Leben ist und den “roten Teufelâ€?, wie er hier im Ort genannt wird.

Seit ca. zwei Wochen stelle ich fest, dass dieser “rote Teufelâ€? vor mir weniger Angst hat als in all den Jahren zuvor. Während er früher keinem Kampf aus dem Weg ging, sah ich heute, wie er um einen jungen Kater nach langem Kampfgeschrei einen großen Bogen macht. Um dann bei mir im Asyl zu stehen und das Futter hineinzupumpen – noch nicht einmal von meiner Gegenwart ließ er sich stören. Ob er mich nicht gehört hat weil sein Gehör vielleicht schon nachlässt, auch er dürfte evtl. 8 Jahre oder älter sein….

In jungen Jahren sind diese Streuner unterwegs, wären sie Menschen, dann würden sie sich wohl fühlen wie Herkules und Adonis gemeinsam: stolz, groß, stark und frei. Keinem Kampf aus dem Weg gehend und um manches Burgfräulein und deren Zuneigung kämpfen bis zum Umfallen mit starken Pranken und Minnegesang. Verwundungen von Mr. Black waren seltener, während der “rote Teufelâ€? schon immer starke Blessuren an den Augen hatte. Er war eigentlich immer irgendwo und irgendwie verletzt, vermutlich nannte man ihn hier im Dorf auch deshalb „roter Teufel“, charmant hatte ich ihn in all den Jahren nicht gesehen, nur kämpfend oder jagend, Im Moment sieht er recht angechlagen aus.

Während dieser “rote Teufel� früher die Burgfräuleins von seiner Macht überzeugte und sie ganz dominant weg fegte, so nähert er sich heute vorsichtig dem Futternapf und mit Argusaugen scheint er zu beobachten, ob nicht irgendeines der weiblichen Katzendamen, die Burgfräuleins der Vergangenheit, ihn, den hungrigen Bettler, nun aus ihrer “Burg� jagen.

Es muß schlimm sein für diese Streuner, die von Anfang an kämpfen mussten um ihr Futter, um den Abbau ihrer Hormonstauung um die Anerkennung in Gruppen, die langsam älter werden, langsamer – zu langsam um noch ein Mäuschen zu erwischen, zu wenig sehend um noch den ursprünglich gegebenen Reflexen zu folgen. Eigentlich dem Tod preisgegeben….

…und da gibt es noch Menschen, die von Kastration nichts wissen wollen….
Denn darauf hat er noch immer „Lust“