Unumstritten dürfte sein, dass Katzen, die zu mehreren zusammen leben ein gewisses Sozialverhalten besitzen. Mein persönlicher Eindruck, nachdem ich hautnah Streunergruppen und Haustiergruppen begleiten darf, ist dass diese Gruppen sich unterschiedlich verhalten. Besonders deutlich, und nicht ganz einfach für uns, wird das seitdem wir Whity bei uns im Haus aufgenommen hatten.
Mimi ist eine Streunermama, die regelmässig Babies auf die Welt bringen musste. Den letzten Wurf: Mr. und Mrs. Schneeulchen und Shy hat sie drei Monate nach deren Geburt bei mir abgegeben. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Tiere nie einer anderen Katze, außer der Mutter, oder einem Menschen begegnet. Auf liebevolle Annährungen ihrer Katzenkinder reagierte Mimi recht erbost und ohrfeigt sie in die Flucht. Zwar sind die Tiere recht häufig zusammen und wärmen sich gegenseitig, noch nie gesehen habe ich jedoch gegenseitige Putzaktionen. Was es zur Begrü8ung gibt ist ein Köpfchenreiben mehr an sichtbaren Körperkontakten war für mich nicht zu registrieren. Noch nie hat mich hier ein Tier auf ein anderes aufmerksam gemacht oder für mich sichtbare Krankenpflege betrieben.
Im Gegensatz dazu Cib und Punky, die gemeinsam drei Katzenbabies aufgezogen haben und einen in ihrer Mitte behalten haben: Quiry. Alle drei haben gegenseitiges Putzverhalten. Wenn einer der drei in eine ungewöhnliche Situation gerät, schlagen die anderen Alarm. Wenn Cib sich wieder einmal selber einsperrt, so machen Quiry und Punky Randale bis wir Zweibeiner bemerken dass etwas nicht stimmt. Als Punky sich über einen Lüftungsschacht in ein Heizrohr verirrte machte Cib so entsetzlichen Lärm und das an der richtigen Stelle – um uns sofort darauf aufmerksam zu machen dass hier etwas nicht stimmt.
Nachdem wir Whity mit ihren kranken Babies ins Haus genommen haben ging zwei Monate alles leidlich gut, die Tiere begegneten sich, gaben sich Köpfchen, aber das war es auch schon. Nun wollten wir Whity verstärkt in die Gruppe involvieren, was sich schwieriger gestaltet als zu vermuten war. Cib will Quiry ebenfalls putzen, worauf sie mit knurren reagiert. Quiry will verstärkt mit ihr spielen, da er aber ein Raufbold ist, scheint er ihr zuweilen auch Angst zu vermitteln. Whity scheint sich im Haus nicht grundsätzlich unwohl zu fühlen, da sie gerne zu mir kommt und schnurrt wie ein Rasenmäher. Aber dieses „in die Gruppe einbezogen“ werden scheint nicht in ihrem Sinne zu sein.
Dann zog sie sich recht häufig zurück, war mit dem Nasenstülper einverstanden, wenn es aber dauerhafter Kontakt werden soll, der über eine Flüchtigkeit hinausgeht, dann war sie auf der Flucht. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass es nach anfänglicher kurzer Knurrerei zwischen dem Vierquartet eine Zeit gibt, die mir ein Gefühl gibt alle Gemeinsamkeiten seien auf einmal zerschlagen. Noch vor ein paar Tagen lag Quiry zusammen mit Whity gemeinsam im Pantoffel um zu schlafen; aber da wollte er nicht nicht mit ihr spielen und Cib wollte sie nicht in einen gemeinsamen Sauberkeitsprozeß einbeziehen.
Auf mich wirkt es ein bischen so, als wäre die „einsamer Kämpfer“-Rolle, die Freigänger spielen müssen diesen in Mark und Bein übergegangen und lässt sich schwer – zumindest nur mit sehr, sehr viel Geduld – kombinieren mit der Zutraulichkeit und der gemeinsamen Verbundenheit von Tieren, die nie kämpfen mussten und die einfach ein wohliges zu Hause bekommen haben ohne darum fighten zu müssen.
Gerne hätte ich Whity hier behalten, aber eben diese unterschiedlichen Verhaltensweisen von Streunern und Hauskatzen, vielleicht auch ihr spezieller Typus, machten das unmöglich. Sie ist nun als alleinige Chefin in Wiesbaden bei zwei ganz lieben Ladies und fühlt sich dort sichtlich wohl. Sie muss mit anderen Katzen nicht teilen und nicht immer ihre Position erkämpfen, wie sie es als Streuner gewöhnt war. Sie ist bei Frauen und damit auch viel vertrauter als mit Männern, denn hier war ich ihr Ansprechpartner.
Es gibt also manche Regeln, die den unseren nicht so unähnlich sind…