Besonders schwer scheinen es Streunermütter zu haben, für die es keinen Zweibeiner gibt, er Ihnen helfen kann – oder aber auch solche wie Lady, die kein oder wenig Vertrauen zum Menschen haben und zig Würfe groß gezogen haben ohne dass ihnen ein Zweibeiner geholfen hat. Über 6 Wochen war sie beständig mit ihren Kitten bei uns im Asyl. Aber immer wieder ist sie mit ihren Kleinen – auch wenn es nur ein paar Tage war – ausgewandert.
Lady und Al Capony
Punky, Mimi, Grey, Whity und Shy haben mir ihre Babies anvertraut. Dennoch scheint jede Streuenermama anders zu sein – je nachdem, wie intensiv ihr Kontakt zu Menschen ist. Während die vorgenannten Katzenladies doch noch ihre juristischen Dosis kennen bzw. kannten und bei mir regelmässig versorgt wurden (und dadurch ein gewisses Vertrauen entwickelt haben), so ist Lady doch eine ganz andere Kategorie.
Seit Jahren stromt sie hier durch die Gegend, stammt von einem Hof, „zu dem sie natürlich nicht gehörte“ wo ihr „nur“ Futter gegeben wurde. Der letzte Nachwuchs jagte sie, die Mutter, weit weg, vermutlich gab es nicht genug Futter und im Winter 05/06 versuchte sie wie in jedem Jahr wieder hier im Asyl zu kampieren. Die Jahre zuvor hatte ich sie verjagt weil sie sehr unsozial gegenüber den anderen Tieren ist oder war. Bei -24 Grad im Winter hatte ich nicht das Herz sie wegzujagen. Und so ist sie geblieben, kommt jeden Tage und gehört hier mittlerweile zum Katzenasyl.
Sie, Lady, ist nach wie vor schwierig zu den anderen Tieren, bei mir schmust sie auf Teufel komm raus. Jedoch ist die Aggression von ihrer Seite bei weitem nicht mehr so stark und auch ihr Ranghöchsten-Gehabe hat sich reduziert. Mitte August 2006 zog sie mit ihren Babies hier ein, zog vier Tage später wieder aus und stand dann wieder mit den Kitten da.
Es scheint so, dass diese Streunermama hin und her gerissen ist auf der einen Seite von der Sicherheit des regelmässigen Futters und dem warmen und beschützten Dach über dem Kopf und der auf der anderen Seite bedrohlichen Nähe des Zweibeiners und dem Zwang die Kinder zum Jagen auszubilden. Leider finde ich den Zugang zu den Katzenkindern schwer, die natürlich ebenso wie ihre Mama lieber fern wären vom Zweibeiner. Bei den Katzenkindern wäre es jedoch wichtig zwischen der 6 und 12 Lebenswoche den sozialen Kontakt zum Menschen aufzubauen um später nicht ein solches „menschenfremdes“ Leben zu leben wir ihre Mama.
Shy, Mrs. und Mr. Schneeulchen kamen erst mit ca. 15 Lebenswochen in Berühung mit dem ersten Menschen – mir – nur Mr. Schneeulchen wurde ganz zutraulich. Bei Mrs. Schneeulchen gibt es zu mir einen Zugang, aber andere Menschen kommen nicht an sie heran. Shy wollte bis vor kurzem nichts mit Menschen zu tun haben, außer der Tatsache, dass sie mir ihre Babies anvertraut hat. Erst seit Mitte September lässt sie sich täglich von mir streicheln wenn sie ihr Futter bekommt.Vermutlich hängt das damit zusammen, dass sie wieder einen Wurf Kitten hat und selber spürt, dass sie es so alleine nicht schafft. Wenn das aber ein Weg wäre sie handzahm zu bekommen und sie dann kastrieren zu lassen, dann wäre ich schon glücklich.
Besonders schwierig scheint das Leben ausgeprägter, menschenscheuer Streunermama für deren Kitten zu sein, Al Capone leidet derzeit wohl am meisten darunter: zwei Tage fehle Mama Lady mit seinen Geschwistern, ursprünglich auch mit ihm. Wie auch immer zwei Tage später war er wieder alleine da um weitere zwei Tage später wieder weinend seine Mama zu suchen. Er war sehr, sehr hungrig und einsam, schrie ziemlich nach seiner Mami und legte sich dann doch ermüdet im Asyl in seinen Schlappschuh.
Wo die gesamte Gangsterbande jetzt nun abgeblieben ist bzw. ob er seine Familie gefunden hat weiß ich nicht – ich weiß auch nicht, ob es daran liegt, dass Lady den Kitten nun das jagen beibringen will und sie dadurch erst gar nicht in die Nähe von Dosenfutter bringen möchte oder ob es ihr einfach zu viel war dass ich entzündeten Augen der Kitten versorgt habe.
Wie man-/frau also sieht ist es nicht ganz einfach Streunerbabies ein gutes zu Hause zu geben, sie richtig gesund zu ernähren um sie dann noch (an den Menschen gewöhnt) in gute Hände zu vermitteln.